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PSYCHE UND KÖRPER

Woran erkenne ich eine Winterdepression?

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Woran erkennt man eine Winterdepression?
Viele Menschen fühlen sich im Winter müde, manche auch niedergeschlagen. In einigen Fällen kann eine saisonal-affektive Störung – auch saisonal-depressive Störung genannt – dahinterstecken.

„Zu bestimmten Zeiten des Jahres haben wir häufiger mit schlechter Stimmung zu kämpfen. Für die meisten Menschen fühlt sich der Winter an, als würde sich alles verlangsamen, und für andere wiederum kann der Sommer negative Gefühle hervorrufen“, erläutert Psychologin Madeleine Gauffin.

Wenn aber ein Stimmungstief deinen Alltag ernsthaft beeinträchtigt und jedes Jahr immer zu einer bestimmten Zeit auftritt, könnte das auf eine eine saisonal-affektive Störung (SAD) hinweisen.

„Es gibt keine klare Grenze zwischen leichten jahreszeitlich bedingten Stimmungsschwankungen und saisonalen Depressionen. Aber Ärztinnen und Ärzte diagnostizieren in der Regel ein SAD-Syndrom, wenn die Symptome schwerwiegend sind und seit mindestens zwei Jahren wiederkehren“, erläutert Gauffin.

Was ist SAD und was ist der Unterschied zur Depression?

Die saisonal-affektive Störung (SAD, Seasonal Affective Disorder) ist eine klinische Depression, die einem regelmäßigen saisonalen Muster folgt. Das heißt, die Symptome treten zu bestimmten Jahreszeiten oder in bestimmten Phasen des Jahres auf. Wie die Depression ist auch die SAD weit verbreitet und betrifft vermutlich bis zu 8 % aller Europäerinnen und Europäer.

„Depressionen können eine Reaktion auf belastende Lebensereignisse sein, wohingegen SAD mit den Jahreszeiten kommt und geht, unabhängig davon, was im Leben der Betroffenen vor sich geht“, erklärt Frau Gauffin.

Bei den meisten Menschen treten die Symptome im Winter auf, weshalb die SAD auch als Winterdepression bezeichnet wird. Aber es gibt auch Betroffene, bei denen die Symptome im Sommer auftreten und im Winter wieder verschwinden.

Was ist Sommer-SAD?

Die Sommerdepression ist eine seltenere Form der SAD, bei der die Symptome im Frühjahr oder Sommer auftreten.

„Die saisonale Sommerdepression kann mit sozialem Druck zusammenhängen“, so Psychologin Gauffin. Von uns wird erwartet, dass wir geselliger sind. Wenn wir luftigere Kleidung tragen, kann das zu Problemen mit dem Körperbild führen und eine schlechte Stimmung auslösen. Längere Tage mit mehr Sonnenlicht können auch den Schlaf-Wach-Rhythmus stören.

Welche Anzeichen deuten auf eine saisonal-affektive Störung (SAD) hin?

Die Symptome einer SAD sind ähnlich wie die einer klassischen Depression und umfassen:

Je nachdem, ob du an Winter- oder Sommer-SAD leidest, könnten weitere Symptome auftreten.

Zu den Symptomen der Winterdepression gehören auch:

  • übermäßiges Schlafbedürfnis (du schläfst mehr als sonst und kommst morgens nicht aus dem Bett).
  • Heißhunger auf Kohlenhydrate und Süßes
  • die Symptome beginnen im Herbst/Winter und bessern sich im Frühjahr/Sommer

Zu den Symptomen der Sommerdepression gehören auch:

  • Schlafschwierigkeiten
  • weniger Hungergefühl als sonst
  • Die Symptome beginnen im Frühjahr/Sommer und bessern sich im Herbst/Winter

Wer kann von saisonalen Depressionen betroffen sein?

Jeder kann SAD bekommen, aber einige Menschen sind anfälliger dafür.

„Genetische Faktoren können bei dieser Form der Depression mit hineinspielen– wenn zum Beispiel ein Elternteil daran erkrankt ist, kann man ein höheres Risiko haben“, erläutert Gauffin. Auch eine psychische Erkrankung, die empfindlicher für Stimmungsschwankungen macht, ist eine mögliche Ursache.

Depressionen können Männer und Frauen unterschiedlich treffen. Forschungsstudien haben gezeigt, dass deutlich mehr Frauen an saisonal abhängigen Depressionen erkranken. Bei den betroffenen Männern treten außerdem häufig ganz andere Symptome auf.

Was verursacht eine SAD?

Die Ursachen dieser Depressionsform sind noch nicht hundertprozentig erforscht. Aber das fehlende Sonnenlicht und die innere Uhr des Körpers scheinen auf jeden Fall eine Rolle zu spielen.

„Wir wissen, dass das Licht unsere innere Uhr und die Produktion bestimmter stimmungsregulierender Hormone beeinflusst, weshalb Menschen, die in Ländern mit dunkleren, längeren Wintern leben, eher unter schweren SAD-Symptomen leiden“, erläutert Gauffin.

Licht stimuliert den Hypothalamus, den Teil des Gehirns, der den zirkadianen Rhythmus steuert. Der zirkadiane Rhythmus ist sozusagen die innere Uhr unseres Körpers und sorgt dafür, dass unser Körper weiß, wann er schlafen und wann er aufwachen muss.

Bei mehr Licht – oder entsprechend weniger Licht – passt der Hypothalamus die Phase des zirkadianen Rhythmus an. Dies sendet Signale an den Körper und veranlasst ihn, unterschiedliche Mengen der folgenden wichtigen Hormone zu produzieren:

Serotonin: Der Spiegel dieses „Wohlfühlhormons” kann sinken, was sich auf unsere Stimmung auswirkt. Studien haben außerdem gezeigt, dass die Serotonintransporter bei Patienten mit SAD besonders aktiv sind, was zu einem niedrigen Serotoninspiegel führt. Der Serotonintransporter ist ein Protein im Gehirn, das das Hormon aus dem Blut in die Nervenzellen zurückzieht.

Melatonin: Menschen mit SAD produzieren möglicherweise mehr Melatonin – ein Hormon, das schläfrig macht.

Bei Menschen mit SAD kann die innere Körperuhr gestört sein, was den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflusst. So wurde SAD etwa mit einem Schlafproblem in Verbindung gebracht, das Syndrom der verzögerten Schlafphase (Schlafphasensyndrom), bei dem man später als andere Menschen einschläft und aufwacht.

Was kann ich selbst tun, wenn ich SAD habe?

Wir geben im Folgenden einige Tipps zur Selbsthilfe, die insbesondere bei leichten Symptomen von SAD nützlich sein können.

Mehr Tageslicht tanken

Auch wenn es draußen grau ist, solltest du rausgehen und Tageslicht tanken. Am besten machst du am späten Vormittag oder zur Mittagszeit einen Spaziergang an der frischen Luft, damit Licht in die Augen gelangen kann.

Den Teufelskreis durchbrechen

„Es ist leicht, in eine Negativspirale zu geraten“, warnt Psychologin Gauffin. Man fühlt sich schlecht, bleibt also im Haus, wird müde und hat Lust auf zuckerhaltige Lebensmittel, und die Stimmung sinkt noch weiter.

Versuche, diesen Teufelskreis mit kleinen Maßnahmen zu durchbrechen. Beginne damit, jeden Tag zu einer bestimmten Zeit draußen spazieren zu gehen.

Sei nett zu dir selbst

Bei den meisten Menschen helfen die bewährten Selbsthilfemethoden bis zu einem gewissen Maß, aber möglicherweise passen nicht alle zu dir. Bei SAD kann es zum Beispiel schwieriger sein, sich gesund zu ernähren. Etwa ein Viertel aller Betroffenen sagt, dass sie im Winter mit Essattacken zu kämpfen haben.

Das Wichtigste ist, dass du nicht zu streng zu dir selbst bist und herausfindest, was für dich am besten funktioniert.

Gibt es eine Behandlung für saisonal-affektive Störungen (SAD)?

Viele Menschen glauben, man muss mit psychischen Problemen allein klarkommen. Doch es ist kein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe zu holen. Bei jedem Zehnten tritt irgendwann im Leben irgendeine Form von Depression auf.

Was ist die beste Behandlung saisonal-affektiver Störungen?

- Änderungen des Lebensstils Es ist wichtig, eine professionelle Behandlung in Anspruch zu nehmen. Ein Arzt oder eine Psychologin kann dich dabei unterstützen, kleine Veränderungen vorzunehmen, um dein Energieniveau zu steigern, besser zu schlafen und deine Stimmung zu heben.

- Lichttherapie Die Lichttherapie ist bei SAD die Therapie der ersten Wahl. Bei der Lichttherapie – auch Lichtdusche genannt – setzt man sich jeden Morgen 30 Minuten lang vor ein spezielles Gerät (z. B. Tageslichtlampe), um das geringere Lichtniveau im Winter auszugleichen.

„Es lohnt sich, die Lichttherapie auszuprobieren, denn es sind keine Nebenwirkungen bekannt“, erläutert Gauffin. Wer an bestimmten Augenkrankheiten, wie etwa grünem Star, leidet, sollte vor dem Beginn einer Lichttherapie mit einer Ärztin oder einem Arzt sprechen.

- Gesprächstherapie oder kognitive Verhaltenstherapie Die Therapie hilft dir, deine Gedanken und Gefühle besser kennenzulernen und neue Bewältigungsstrategien zu finden.

- Antidepressiva Medikamente wie selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) werden bei mittelschweren Depressionen eingesetzt.

Kann Vitamin D bei SAD helfen?

Du kannst dich auch zur Einnahme von Vitamin-D-Präparaten ärztlich beraten lassen. „Damit lässt sich ein Vitamin-D-Mangel ausschließen, der ähnliche Symptome wie SAD hervorrufen kann – etwa ständige Müdigkeit“, erläutert Gauffin.

Was kann ich tun, wenn SAD meinen Schlaf beeinträchtigt?

Sprich am besten mit einem Arzt über deine Schlafprobleme. Bei SAD treten oft Schlafstörungen auf, darunter Albträume. „Schlaf hat einen großen Einfluss auf unsere Leistungsfähigkeit und sollte bei der Behandlung von depressiven Symptomen Priorität haben“, erläutert Frau Gauffin.

Wann sollte ich wegen SAD zum Arzt gehen?

Sobald du bemerkst, dass die Symptome eine deutliche Belastung sind und deine Lebensqualität beeinträchtigen, solltest du mit einer Ärztin oder einem Arzt sprechen.

Du solltest auch einen Termin vereinbaren, wenn:

  • du denkst, dass du SAD haben könntest
  • du schon längere Zeit unter einer gedrückten Stimmung leidest
  • du regelmäßig Schlafprobleme hast
  • Selbsthilfe-Tipps bei dir nicht funktionieren

Deine Ärztin oder dein Arzt kann dich unterstützen, dich behandeln und/oder dich über therapeutische Hilfsangebote aufklären – damit du dich bald wieder besser fühlst.

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