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MÄNNERGESUNDHEIT

Depression bei Männern erkennen

Letzte Aktualisierung:
Depression bei Männern
Bei Männern bleiben Depressionen oft unentdeckt. Der Grund: Die typischen depressiven Symptome sind bei ihnen oft weniger ausgeprägt. Außerdem zögern Männer eher, sich ärztliche Hilfe zu holen.

Depressionen sind weltweit eine der häufigsten psychischen Erkrankungen. Mehr als 264 Millionen Menschen leiden an der Störung, die leicht bis schwer ausgeprägt sein kann. Bei Männern können die Symptome von den allgemein bekannten Anzeichen abweichen. Deshalb bleiben Depressionen bei ihnen oft unbemerkt. Unsere Expertentipps können dir oder einem betroffenen Freund dabei helfen, Hilfe zu bekommen.

Was ist eine Depression?

Depressionen sind eine ernste affektive Störung, die sowohl Männer als auch Frauen aller Altersgruppen betrifft. Sie äußert sich in

  • einem anhaltenden Gefühl der Traurigkeit,
  • Hoffnungslosigkeit und dem
  • Verlust des Interesses an Aktivitäten, die die Betroffenen normalerweise genießen würden.

Es gibt viele mögliche Symptome – sowohl emotionale als auch körperliche. Um eine klinische Depression zu diagnostizieren, müssen diese Symptome mindestens zwei Wochen lang vorhanden sein.

Depressive Männer gehen seltener zum Arzt

Frauen leiden nach allgemeiner Auffassung häufiger an Depressionen, was auch in den Statistiken zum Ausdruck kommt (11,3 % der Betroffenen sind Frauen und 5,1 % Männer). Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, dass Männer über ihre Probleme sprechen und Hilfe suchen, geringer. Das bedeutet, dass bei vielen Männern die Depression möglicherweise gar nicht diagnostiziert wird.

„Männer neigen dazu, nicht über ihre Gefühle zu sprechen und wenden sich daher bei emotionalen Problemen anderen, potenziell destruktiven Bewältigungsmethoden zu“, erläutert Psychologin Lina Anderhell. „Dieses Verhalten ist häufig darauf zurückzuführen, dass sie sich nicht als verletzlich zeigen wollen und hat mit dem typischen männlichen Rollenverständnis zu tun.“

Depression: Symptome beim Mann oft anders

„Ein weiterer Grund, warum Männer oft nicht um Hilfe bitten, ist“, laut Frau Anderhell, „dass sie zwar spüren, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, aber nicht an eine Depression denken. Denn sie erkennen die typischen Symptome bei sich selbst nicht wieder.“ So treten die klassischen Symptome einer Depression wie übermäßiges Weinen und der Verlust der Freude an Dingen, die einen früher glücklich gemacht haben, bei depressiven Männern nicht unbedingt auf.

Männer können zwar traurig sein und das Interesse an Hobbys verlieren, aber häufig stehen ganz andere als die bekannten Symptome im Vordergrund. Diese werden auf den ersten Blick nicht unbedingt mit einer Depression in Verbindung gebracht.

Während Frauen dazu neigen, sich zurückzuziehen und Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit zu empfinden, neigen Männer zu einer Abwehrhaltung. So können sie zum Beispiel ein exzessives Verhalten zeigen, wenn sie deprimiert sind. Damit ist gemeint, dass sie möglicherweise

  • mehr körperliche Symptome zeigen,
  • mehr Alkohol trinken oder
  • Wut- und Aggressionsausbrüche (siehe unten) haben.

Diese werden in der Regel nicht mit Depressionen in Verbindung gebracht und können daher die eigentliche Erkrankung kaschieren.

Wie Depressionen bei Männern entstehen

Depressionen lassen sich weder bei Männern noch bei Frauen auf einen einzelnen Auslöser zurückführen. Oft spielen unterschiedliche soziale, psychische und neurobiologische Faktoren zusammen. Diese können sein:

  • traumatische Erlebnisse
  • chronischer Stress
  • Verlusterlebnisse
  • genetische Veranlagung
  • Veränderungen im Hormonhaushalt

Es kann einen Auslöser oder eine Reihe von belastenden Ereignissen geben, die dazu führen, dass es zu einer depressiven Erkrankung kommt.

Bei Männern ist die Bewältigung von Verlusten jeglicher Art eine der Hauptbelastungen, die Depressionen auslösen können. Dazu können

  • eine zerrüttete Beziehung,
  • der Tod eines geliebten Menschen oder
  • der Verlust des Arbeitsplatzes

gehören.

Der Verlust des Status, finanzielle Probleme oder eine Krankheit können ebenfalls dazu führen, dass Depressionen auftreten, denn dies kommt in der Wahrnehmung vieler Männer einem Verlust der männlichen Identität gleich.

„Männer glauben oft, dass sie keine Schwäche zeigen dürfen und für die Familie sorgen müssen“, erläutert Psychologin Anderhell. „Soziale Normen traditioneller Maskulinität und solche Glaubenssätze können dazu führen, dass sie belastende Erfahrungen herunterspielen und verdrängen, um äußerlich weiter zu ‘funktionieren’”.

Depressive Symptome bei Männern, die du kennen solltest

Auf der emotionalen Ebene

  • Wut
  • Reizbarkeit
  • Frustration
  • Verlust des Interesses an der Arbeit, am sozialen Leben oder an Hobbys
  • Unentschlossenheit oder Unfähigkeit, sich zu konzentrieren

Auf der Verhaltensebene

  • aggressives Verhalten
  • vermehrter sozialer Rückzug und Isolation
  • vermehrter Alkohol- und Drogenkonsum
  • berufliches Überengagement
  • erhöhte Risikobereitschaft

Auf der körperlichen Ebene

Wie spricht man mit dem Betroffenen?

Es kann sehr schwierig sein, bei einem betroffenen Mann das Thema Depression anzusprechen. Besonders dann, wenn er sich zurückgezogen hat und nicht offen über seine Gefühle spricht.

„Es ist wichtig, dass man als Partnerin oder Freund das Thema anspricht, auch wenn es einem Angst macht“, erklärt Anderhell. Beginne damit, ihn einfach zu fragen: „Wie geht es dir?“

Die Psychologin schlägt vor, anzusprechen, was dir an seinem Verhalten aufgefallen ist und was dir Sorgen bereitet. „Das Wichtigste ist, keine Schuldzuweisungen zu machen, sondern die Person zu unterstützen und zu fragen, ob man ihr irgendwie helfen kann“, erläutert sie.

Die Art der Hilfe ist dabei auf den Einzelfall abzustimmen. „Vielleicht möchte er nur, dass ihm jemand zuhört, oder er ist dazu bereit, dass du mit ihm einen Arzt oder eine Psychologin aufsuchst“, sagt Anderhell.

So beugst du Depressionen vor

Soziale Kontakte zu pflegen, zu viel Alkohol zu vermeiden und ein gesunder Lebensstil sind hilfreich, um die Stimmung zu stabilisieren.

Auch Sport kann helfen, da bei körperlicher Aktivität die sogenannten Glückshormone (Endorphine) ausgeschüttet werden.

Ausdauertraining mit geringer Intensität verbessert außerdem die Verbindung zwischen den Nervenzellen, was auch die Symptome einer Depression lindern kann.

Wann sollte man mit einer Depression zum Arzt?

Psychologin Anderhell weist darauf hin, dass man sich dann professionelle Hilfe holen sollte, wenn die Probleme andauern. „Wenn die Beschwerden anfangen, den Alltag zu sehr zu beeinträchtigen, sollte man Hilfe in Anspruch nehmen“, betont sie. „Wenn es also nicht nur ein oder zwei schlechte Tage sind, sondern Probleme bei der Arbeit oder in der Schule, in Beziehungen oder in anderen wichtigen Bereichen des Lebens entstehen.“

Was passiert bei der ärztlichen Untersuchung?

Bevor eine Ärztin oder ein Arzt die Diagnose Depression stellt, führt sie oder er zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch mit dem Patienten. Dabei können auch standardisierte Fragebögen zum Einsatz kommen. Außerdem muss geklärt werden, ob eine körperliche Erkrankung vorliegt, die depressive Symptome verursachen kann.

Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von psychotherapeutischen Methoden wie der kognitiven Verhaltenstherapie bis hin zu medikamentösen Behandlungen mit Antidepressiva bei schweren Depressionen.

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