Wir alle hatten es schon einmal mit Mundgeruch (Halitosis) zu tun – schlechter Atem am Morgen etwa, oder nachdem wir Knoblauch gegessen haben. Mundgeruch ist ein heikles Thema, über das niemand gerne spricht. Er kann zu Unsicherheiten und Stress führen, besonders in sozialen Situationen.
Hier sind die häufigsten Ursachen für Mundgeruch und einige ärztliche Tipps, was du gegen Mundgeruch unternehmen kannst.
Was ist die Hauptursache für Mundgeruch?
„Die Ursache von Mundgeruch liegt zumeist im Mund selbst. Bakterien in unserer Mundhöhle, auf unserer Zunge und im Rachen spielen dabei eine zentrale Rolle. Diese Bakterien sind nützlich, denn sie zersetzen Essensreste. Aber dabei können flüchtige Schwefelverbindungen entstehen, die unangenehme Gerüche verursachen“, erklärt Dr. Nikki Ramskill, Allgemeinmedizinerin bei Kry.
Bestimmte Lebensgewohnheiten, Erkrankungen und geruchsintensive Lebensmittel können zu Mundgeruch führen, weil sie diese Bakterien zur Geruchsbildung anregen. Aber wenn du für eine gesunde Mundflora sorgst, kannst du Mundgeruch verhindern.
Leidest du häufig unter Mundgeruch, könnte dies auch ein Hinweis auf ein Zahnproblem oder andere Erkrankungen sein. Hol dir je nach Symptomen ärztlichen oder zahnärztlichen Rat.
8 mögliche Ursachen für Mundgeruch
1. Geruchsintensive Lebensmittel
Lebensmittel wie Knoblauch, Zwiebeln, Schnittlauch und Gewürze können Mundgeruch verursachen. Knoblauch und Zwiebeln sind Teil der gleichen Gemüsefamilie. Sie enthalten schwefelhaltige Verbindungen, die ihnen ihren Geschmack verleihen.
„Nach der Verdauung dieser Lebensmittel gelangen ihre Bestandteile in den Blutkreislauf und damit in die Atemluft, wodurch der Atem schlecht zu riechen beginnt“, erklärt Dr. Ramskill.
2. Zahnfleischentzündungen
„Wenn du anhaltenden Mundgeruch hast, könnte dies auch auf eine Zahnfleischerkrankung hinweisen. Zahnfleischentzündungen können zu Mundgeruch führen, weil sich am Zahnfleischrand Plaque ansammelt“, erklärt Dr. Ramskill.
Wenn Nahrungspartikel nicht regelmäßig entfernt werden, können sich bestimmte Bakterien, die für Mundgeruch sorgen, vermehren.
3. Trockener Mund
Fließt zu wenig Speichel, fühlt sich unser Mund trocken an. Der Speichel reinigt die Mundhöhle, indem er Bakterien und Essensreste entfernt. Daher fördert ein trockener Mund schlechte Gerüche.
Da die Speicheldrüsen nachts weniger Speichel produzieren, haben viele Menschen morgens einen schlechten Atem.
„Mundgeruch kann auch eine Nebenwirkung einiger Medikamente sein, wie etwa der Antibabypille, bestimmter Antidepressiva oder Schlaftabletten. Er kann auch durch Alkohol, Stress oder Flüssigkeitsmangel (Dehydrierung) ausgelöst werden,“ erläutert Dr. Ramskill.
4. Bestimmte Erkrankungen
Bestimmte Erkrankungen können die Atemwege beeinträchtigen und sich möglicherweise auch auf den Atemgeruch auswirken. Dazu gehören:
- Asthma
- Mukoviszidose (zystische Fibrose)
- Niereninsuffizienz
- Leberinsuffizienz
- Retronasaler Schleimfluss (Postnasal-Drip-Syndrom PNDS)
- Tonsillitis (Mandelentzündung)
- Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
- Bronchitis
- Pneumonie (Lungenentzündung)
„Auch Diabetes kann sich auf den Atem auswirken. Diabetes erhöht den Glukosespiegel im Speichel, was das Wachstum bestimmter Bakterien begünstigt und damit zu schlechtem Atem führt. Auch Zahnfleischerkrankungen und Karies können die Folge sein“, so Dr. Ramskill.
5. Säurereflux (saures Aufstoßen)
„Mundgeruch ist ein häufiges Symptom von Sodbrennen, saurem Aufstoßen und der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Der Grund dafür ist, dass der Mageninhalt – einschließlich Magensäure, Galle und unverdauter Nahrung – zurück in die Speiseröhre fließt. Das kann zu einem bitteren oder sauren Geschmack im Mund führen“, erklärt Frau Dr. Ramskill.
Schlechter Atem kann auch durch eine Bakterienart namens Helicobacter pylori verursacht werden, die zu Magenschleimhautentzündungen (Gastritis) führen kann. Wenn du normalerweise keinen Mundgeruch hast und du nichts gegessen hast, was das saure Aufstoßen verursacht, solltest du dir ärztlichen Rat holen. Deine Ärztin oder dein Arzt kann eine Stuhluntersuchung veranlassen, mit der diese Bakterien nachgewiesen werden können.
6. Diäten
Eine kohlenhydratarme Diät und Fasten kann auch zu einem deutlich fruchtig oder nach Aceton (Nagellackentferner) riechenden Atem führen. Das liegt daran, dass der Körper beginnt, zur Energiegewinnung Fett statt Kohlenhydrate zu verbrennen. Dadurch entstehen sogenannte Ketone, die in die Atemluft freigesetzt werden.
In der Anfangsphase einer Diät kann es auch zu einem trockenen Mund kommen, da der Körper Wasser verliert.
7. Mangelnde Zahnhygiene
Der vielleicht häufigste Grund für Mundgeruch, insbesondere bei Kindern, ist mangelnde Zahnhygiene. Wenn die Zähne nicht täglich geputzt und mit Zahnseide gereinigt werden, kann dies zu einer übermäßigen Ansammlung von Bakterien zwischen den Zähnen und am Zahnfleisch führen, was schlechten Atem verursacht. Diese Bakterien können auch zu Zahnfleischerkrankungen und Karies führen.
8. Rauchen
„Tabak verfärbt nicht nur die Zähne und reizt das Zahnfleisch, sondern kann auch schlechten Atem verursachen. Beim Rauchen haften die in den Zigaretten enthaltenen Chemikalien an der Zahnoberfläche und am Zahnfleisch, was zu mehr schwefelfreisetzenden Bakterien führt“, erklärt Frau Dr. Ramskill.
Was tun gegen Mundgeruch?
Egal, was den Mundgeruch verursacht – zum Glück gibt es einige effektive Tricks und Hausmittel, die für einen frischen Atem sorgen. Dr. Ramskill empfiehlt folgende:
- Frische Kräuter kauen:
Minze oder Petersilie binden unangenehme Gerüche, wenn du sie nach einer Mahlzeit kaust.
- Gründliche Mundhygiene:
Putz die Zähne und das Zahnfleisch mindestens zweimal am Tag 2 Minuten lang sanft mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta.
- Zahnseide und Zungenschaber verwenden:
Neben dem Zähneputzen gehört auch die Verwendung von Zahnseide und einem Zungenschaber zur perfekten Mundhygiene. Reinige mindestens einmal täglich die Zahnzwischenräume mit einer Interdentalbürste oder Zahnseide, und bürste die Zunge sanft mit einem Zungenschaber ab. Auch ein kreuzförmiges Bürsten der Zunge kann Mundgeruch beseitigen.
- Den Mund nicht sofort ausspülen:
Spül deinen Mund nicht sofort nach dem Zähneputzen aus. Das Fluorid in der Zahnpasta ist verdünnt und kann durch zu schnelles Ausspülen seine Schutzwirkung weniger entfalten. Außerdem solltest du 30 Minuten lang nach der Anwendung einer fluoridhaltigen Mundspülung nichts essen oder trinken.
- Kaugummi kauen:
Kaue zwischen den Mahlzeiten zuckerfreien Kaugummi. Dies kann auch einen trockenen Mund verhindern, da es die Speicheldrüsen stimuliert.
Auch die Änderung einiger Lebensgewohnheiten kann bei Mundgeruch helfen:
- Viel Wasser trinken:
Dies verhindert, dass der Mund trocken wird, und spült zwischen dem routinemäßigen Zähneputzen die Speisereste weg.
- Mit dem Rauchen aufhören:
Dies verhindert eine Gelbfärbung der Zähne und sorgt auch für einen frischeren Atem.
- Weniger Zucker:
Zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke bilden den idealen Nährboden für säurebildende Bakterien. Wenn du auf Süßes verzichtest, beugst du Karies und Schädigungen der Zahnsubstanz vor.
- Regelmäßig zum Zahnarzt gehen:
Regelmäßige Zahnarztbesuche helfen den Mund gesund zu halten und Zahnproblemen vorzubeugen.
Wann sollte ich wegen Mundgeruch zum Arzt gehen?
„Wenn diese Mittel keine dauerhafte Wirkung erzielen oder überhaupt nicht wirken, gibt es wahrscheinlich einen weiteren Grund für den Mundgeruch“, erklärt Dr. Ramskill.
Wende ich an eine Ärztin oder einen Arzt, wenn
- der Mundgeruch auch nach mehrwöchiger Selbstbehandlung nicht verschwindet,
- der Mundgeruch in Verbindung mit anderen Symptomen wie saurem Aufstoßen auftritt oder
- du Medikamente einnimmst, die möglicherweise Mundgeruch verursachen.